Ministerium der Träume
nach dem Roman von Hengameh Yaghoobifarah in einer Spielfassung von Monique Hamelmann
Nasrin Behzadi ist Türsteherin eines queeren Clubs in Berlin und heillos überfordert: Nach dem Tod ihrer Schwester Nushin, die im Auto verunglückte, muss sie sich um deren pubertierende Tochter kümmern und herausfinden, ob es wirklich ein Unfall war. Im Wissen um Nushins Depressionen glaubt Nasrin an Suizid, aber auch für einen Mord finden sich immer mehr Indizien. Da die Polizei wenig zur Lösung des Falles beiträgt, bleibt Nasrin nur, private Ermittlungen in die Wege zu leiten, die immer tiefer ins Neonazi-Milieu führen – wenig überraschend für sie und ihre Familie, die zu Beginn der 1980er Jahre aus einem Teheraner Luftschutzbunker in die Bundesrepublik Deutschland geflohen sind. Während ihrer Spurensuche wird Nasrin immer häufiger von Erinnerungen an die gemeinsame Kindheit und Jugend mit Nushin in einem Lübecker Problemviertel heimgesucht, im Spannungsfeld von Deutschlandfähnchen aufhängenden Nachbar*innen und Trainingseinheiten der lokalen migrantischen Antifa. Und dann muss auch noch die eigene mühsam erstrittene Identität als queere Person zwischen den Welten mithilfe von „linksradikaler Pädagogik jenseits der Deutschness“ gegen die Teenager-Nichte verteidigt werden, die ebenfalls mit allen Wassern gewaschen ist.
Mit Tempo, Humor und überraschenden Wendungen erzählt Hengameh Yaghoobifarahs Debütroman MINISTERIUM DER TRÄUME davon, was es heißt, in einer Gesellschaft der Vorurteile und des Ausgegrenztseins groß zu werden, sich eine Wahlfamilie aufzubauen und dabei immer wieder von brennenden Telefonzellen, unaufhörlich klingelnden Apparaten und lockenden Auswegen zu träumen, die selbst der souveränsten Türsteherin verschlossen bleiben.
BESETZUNG& TEAM
MIT
Nihan Kirmanoğlu (Nasrin), Marlene Reiter (Nushin & andere), Rieke Seja (Parvin & andere), Karina Plachetka (Mâmân, Filiz & andere), Yassin Trabelsi (Jîwan & andere), Mina Pecik (Natascha in der Muschel)
Lea Aupperle & Uta Girod (Dramaturgie), Henriette Hübschmann (Bühne & Kostüme), Diana Sánchez (Video), Olivia Walter (Lichtdesign & Video), Mahsa Momayezi (Outside eye), Monique Hamelmann (Regie & Textfassung)
PRESSE
"Starkes Ensemble. […] Gesellschaftsanalyse, Krimi und berührend-witzige Schwester-Beziehung: Mit ihrer Spielfassung[...] bespielt Regisseurin Monique Hamelmann im Kleinen Haus 3 klug die dramaturgische Klaviatur zwischen ernst-drängenden Polit-Themen und zart-komischem Generationen-Porträt. [...]
Die Schwere beider Dramen wird aber immer wieder grell-komisch aufgelockert.
[...] Ab heute ist das sehenswerte Stück im Repertoire."
Dresdner Morgenpost, 29.09.2023, Heiko Nemitz
""Ministerium der Träume" erzählt so schonungslos wie liebevoll von einem Kriminalfall und der Wirklichkeit in Deutschland. [...] Sehr erst und sehr politisch: Diese Erwartung erfüllt die Dresdner Premiere von "Ministerium der Träume". Sie schaffte es zugleich die andere Seite von Yaghoobifarahs Text zum Leuchten zu bringen: das Zarte, Verspielte, Komische. [...]
Ein Clou von Regisseurin Monique Hamelmann ist es, diese abwesende Schwester (Marlene Reiter) als Kommentatorin und Motivatorin neben Nasrin auf die Bühne zu stellen. [...]
Ein starker Abend, der vielgestaltiger und vergnüglicher ist als politische Essays. Und deren Dringlichkeit dabei nicht unterläuft.“
Sächsische Zeitung, 12.09.2023, Marcel Pochanke
„Beeindruckend gelingt es Nihan Kirmanoğlu, ihre Figur zwischen Wut und Verletzlichkeit zu gestalten, ebenso präsent, überzeugend und differenziert agieren Rieke Seja, Marlene Reiter und Karina Plachetka. Yassin Trabelsi zeigt in mehreren Rollen seine Wandlungsfähigkeit. [...] Es gelingt den Figuren, ihr Opferrolle hinter sich zu lassen. Durch Handlung und Gegenwehrwird ein mutiges Aufbegehren gegen sexuelle und rassistische Bedrohungen sichtbar. “
Dresdner Neueste Nachrichten, 13.09.2023, Friederike Partzsch









Fotos: Sebastian Hoppe